Fog of War – 12.08.2022 – Tag 170

Während nicht nur der durchaus nicht Deutschland-unkritische Economist die deutsche Zeitenwende gerade vorsichtig lobt (hier, s. sogleich auch unten), macht Deutschland in Mail erst mal einen Rückzieher (hier).

Lage: https://twitter.com/DefenceHQ

https://www.linkedin.com/posts/jouni-laari-84a34673_military-situation-in-ukraine-on-11-august-activity-6963549714004746240-uY5u

Was ist denn heute los? Weder der Tagesspiegel noch ISW haben ihre entsprechenden Seiten aktualisiert. Jenseits der kritischen Situation um das AKW Saporischschja (hier) scheint der Angriff auf den Flughafen Saki (dazu mehr hier, mittlerweile läuft wieder das Gerücht, dass es sich doch um Raketenangriffe gehandelt habe) zunächst zu einer wütenden Antwort der RUS Luftwaffe geführt zu haben, die wohl verstärkt Angriffe fliegt. Ansonsten vermelden die Auguren nach wie vor die „Ruhe vor dem Sturm“.

Deutschland: https://www.washingtonpost.com/opinions/2022/08/08/germany-leading-power-europe-russia/

https://www.nzz.ch/meinung/russland-kocht-deutschland-weich-ld.1696423

https://www.spiegel.de/netzwelt/web/wladimir-putin-mit-welchen-strategien-er-die-eu-zerstoeren-will-kolumne-von-sascha-lobo-a-c8f123b8-c3bb-4a74-8c11-d2383c351492

Während die Washington Post ein überraschendes Bild vom derzeitigen Umsetzungsstand der deutschen Zeitenwende zeichnet, malen Herr Krause in der NZZ und Sascha Lobo (s. schon hier, „Lumpenpazifisten“) im Spiegel ein wesentlich düstereres Bild der Haltung der deutschen politischen Klasse. In Übereinstimmung mit eigenen RUS Einschätzungen (hier) geht Herr Krause davon aus, dass Herr Putin gerade die Deutschen mit ausbleibenden Gaslieferungen (s. bei mir hier)  für künftige „Friedensverhandlungen“ weichkochen will. Und dass Friedensverhandlungen möglicherweise gar nicht in so weiter Ferne liegen, zeigen die jüngsten Meldungen über die Zustände der RUS Armee (s. bei mir hier). Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass Herr Putin derzeit versucht, die bislang besetzten Gebiete zu „sichern“, seine Eroberung zu „arrondieren“. Nach Durchführung von Referenden in diesen Gebieten dürfte er spätestens zum Winter hin (ich gehe von November aus) versuchen, den Krieg zu beenden, dass – wie auch immer geartete „Ende“ aber als seinen Sieg zu verkaufen und zu versuchen, nicht komplett den Anschluss an den Westen zu verlieren. Meine Befürchtung vom 25. Februar (erneut hier), dass „Realpolitiker“ vor diesen Bestrebungen von Herrn Putin „einknicken“, schon um Gaslieferungen an Deutschland zu sichern (und möglicherweise „Nordstream 2“ im Winter eröffnet wird), halte ich für immer noch nicht wahrscheinlich. Da helfen auch die aktuellen Meldungen über die aus DEU an die UKR gelieferten Waffensysteme (hier) wenig.

BdL: Während die Lage an der Front relativ ruhig ist, stellt sich die Frage, ob das von der Washington Post und dem Economist gegenüber Deutschland verteilte Lob zur Zeitenwende wirklich verdient ist. Auch wenn der Blick von Außen häufig hilfreich ist, würde ich doch eher den heimischen Kommentatoren Lobo und Krause beipflichten, die eine schleichende Revision der Zeitenwende durch die strukturkonservative deutsche Linke unter dem Deckmäntelchen des „Friedens“ befürchten.

Spruch des Tages: „Nie dürft ihr so tief sinken, von dem Kakao, durch den man euch zieht, auch noch zu trinken.“ – Erich Kästner 1930 (via Twitter, hier, mit passendem Foto).

So, ich wünsche Ihnen dann wieder mal eine angenehme Woche ohne meine Meldungen – ich fahre noch mal in Urlaub und werde mir in Kärnten die Sonne (hoffentlich) auf den Pelz brennen lassen.

Keep Calm & Carry on

-tz

& BTW: Путин, иди на хуй!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert