Morning Briefing – 1. September 2021 – Spaltung – die Amerikanisierung Deutschlands

Guten Morgen,

Bereits die ersten Monate der Amtszeit von Mr. Biden deuten an, dass es unter ihm auch nicht besser zu werden scheint, als unter Mr. Trump, schaut man z.B. auf die Wohnungssituation der Amerikaner (hier). Die Spaltung der US-Gesellschaft dürfte nach dem Rückzug aus Afghanistan auch nicht unbedingt überwunden werden (hier). Dies sollte bei uns Deutschen aber keine Schadenfreude auslösen, denn wir sind auf einem „guten“ Weg, es den USA nach zu tun, wie folgende kurze Übersicht zeigt:

Gesellschaft: https://www.derstandard.at/story/2000128586509/das-gespaltene-land

Obwohl auf Österreich gemünzt, dürfte der Artikel aus dem Standard auch die gesellschaftliche Spaltung in D gut abbilden – und die Kommentare darunter zeigen auf, woran es dem Artikel selber mangelt… Und der Artikel aus der NY-Times zeigt die Segregation der USA an Hand der Herkunft deutlich auf. Dieser „Spalt“ ist in Deutschland auch schon gut zu betrachten….

Wohlstand: https://www.zerohedge.com/markets/while-herd-slumbers-risk-rocketing-higher

Die hier von Zerohedge dargestellte Vermögensumverteilung von unten nach oben scheint sich auch in Deutschland zu beschleunigen (s. hier und hier), ungeachtet der ganzen sozialen „Mätzchen“, die derzeit von allen Parteien, allen voran den Sozialdemokraten nach vorne gebracht werden.

Wahlkampf: https://legonomics.de/2021/08/17/morning-briefing-17-august-2021-wahlkampf-2020-amerikanisierung/

Wie schon vorher herausgearbeitet, nähern wir uns auch wahlkampftechnisch den USA an – die Personalisierung steht im Vordergrund, nicht Programme. Das Auswahlverfahren für die Kandidaten ist jedoch so, dass „Fehler“ der Kandidaten erst im Wahlkampf thematisiert werden, nicht jedoch in „Primaries“, wie in den USA. Sozusagen, „the worst of both worlds“.

Wirtschaft: https://legonomics.de/2021/08/26/morning-briefing-26-august-2021-deutsche-wirtschaft-die-rahmenbedingungen-fragen-sie-nicht/

Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Deutschland sind nicht gut, wie ich neulich erst darlegte. Auch jetzt schon kann man von Deutschland nicht behaupten, dass es wirtschaftlich einem „American Way of Life“ folgen würde. Wir können uns glücklich schätzen, dass US-Konzerne, wie Tesla (hier, Herr Hofreiter wirft sich für Tesla in die Bresche) oder Google (hier) (noch) Standorte in D suchen. Unter einer sich abzeichnenden RGR-Regierung dürfte eine (weitere) „Amerikanisierung“ schon gar nicht in Betracht kommen.

Richter: https://www.wiwo.de/politik/deutschland/hans-josef-thesling-cdu-mann-wird-neuer-praesident-des-bundesfinanzhofes/27030676.html

https://www.lto.de/recht/justiz/j/bfh-ernennung-vize-praesident-urkunde-nicht-ueberreicht-konkurrentenklagen/

Bislang haben wir ja mit leichtem Schaudern in die USA geschaut, wenn es um die Ernennung von Bundesrichtern ging und die entsprechenden Schlachten abliefen (s. z.B. hier). Mittlerweile erleben wir die entsprechende Politisierung der Justiz live und in Farbe auch in Deutschland. Die scheidende Regierung versucht, natürlich im Proporz, noch weiteren Einfluss durch die Besetzung von obersten Richterstellen zu sichern. Verständlich, dass die Berufsjustiz gegen diese politisch ambitionierten Amateure Sturm läuft.

Fazit: Was haben sich die Menschen gewundert, warum die US-Amerikaner im Herbst 2016 Donald Trump anstelle von Hillary Clinton zum US-Präsidenten gewählt haben. Ich erinnere mich daran sehr genau – weil ich schon im Mai 2016 auf eine Wahl von Trump gesetzt (und gewettet) hatte. Und die in dieser Wahl offen zu Tage tretende Spaltung der US-Gesellschaft schreitet auch in Deutschland voran. Der Vorgang – scheinbar gleich einer naturwissenschaftlichen Gesetzmäßigkeit – nichts scheint ihn stoppen zu können. Im Gegenteil scheinen die Akteure aller (politischen, gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, sozialen, etc. pp.) Couleur ihn eher noch weiter befeuern zu wollen. Scheinbar absolute Wahrheiten beherrschen die Diskussion.

So ist absehbar, dass wir in den nächsten Jahren auch in Deutschland unseren „Trump-Moment“ haben werden. Und wie wir jetzt schon wissen, wird es danach nicht besser werden. Und dann werden wir wieder und wieder diskutieren, warum die heutige Situation in D nicht vergleichbar ist mit der der Weimarer Republik….

Spruch des Tages: „History does not repeat itself, but it certainly rhymes.“ – Mark Twain

Keep calm and carry on!

-tz 

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