Guten Morgen,
Während die Zahl der Infizierten / Toten (37.323 / 206, (JHU)) in Deutschland steigt, stellt sich heraus, warum das RKI mit seinen Meldungen über Fallzahlen (s. hier: 36.508 / 198) ständig hinterhinkt: „Das [die Meldung von Infektionen] geschehe in der Regel per Fax, teilte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums in Baden-Württemberg auf Anfrage mit. Die Mitarbeiter der Gesundheitsämter in den Städten und Landkreisen prüften die Fälle anschließend und erfassten sie händisch in einem digitalen Meldesystem, das die Daten an die Landesbehörden übermittelt. Diese importieren die Fallzahlen in eine Datenbank und übermitteln sie täglich um 15.00 Uhr an das RKI.“ (Der Spiegel, hier). Schatzi meinte dazu nur lapidar, dass die Übermittlung von Gesundheitsdaten per EDV wegen der DSGVO ja auch problematisch sein könnte. Tja, watt mutt, datt mutt halt…..
Derweil startet (endlich!) die Diskussion über die gesellschaftlichen und rechtlichen Folgen der Corona-Krise. Während sich (für mich sehr besorgniserregende!) Zwei Drittel (!) der deutschen noch stärkere Einschränkungen wünschen (hier), kämpft eine kleine (aber hoffentlich größer werdenden) Gruppe gegen diesen Mainstream an, allen voran wieder mal Frau Leutheusser-Schnarrenberger (hier, ja, das war die, die Ihren Ministerposten aus Protest gegen den „großen Lauschangriff“ abgab, hier) Aber auch Sascha Lobo, der ja schon letzte Woche mit einem Pulitzer-Preis-würdigen Kommentar glänzte (hier), hebt sich mit seinem Kommentar in dieser Woche (hier) so langsam auf das Niveau von Richard David Precht. An beide und an jeden, der anfängt, sich gegen den Mainstream zu wenden – Chapeau! Zumal ja selbst der Virologe Prof. Dr. Drosten den Nutzen von Ausgangssperren noch gar nicht erkennen kann (hier). Komischerweise hören da die Politiker, die sich sonst pausenlos auf ihn berufen, dann nicht so genau hin.
Der Bundestag hat gestern das „Corona-Abmilderungsgesetz“ durchgepeitscht. Bislang wenig beachtet dürften die wirtschaftlichen Wohltaten bevorzugt mittelgroßen bis großen Unternehmen zu Gute kommen (s. dazu z.B. die Übersicht der BCG, bei Linked-In, hier). Die Justizministerin ist auch schon bereit, sich an Unternehmen zu beteiligen (hier). Und tatsächlich hat der Bund Euro 600 Mrd. (zum Vergleich, der Bundeshaushalt für dieses Jahr betrug vor Corona knapp Euro 360 Mrd. (hier)) im Rahmen eines „Wirtschaftsstabilisierungsfonds“ zur Beteiligung an Großunternehmen reserviert (hier). Und Gabor Steingart berichtete gestern in seinem Morning Briefing: „Bei der staatlichen Förderbank KfW wurden Anträge für Notfallkredite in Höhe von fast zwei Milliarden Euro gestellt. Davon entfällt eine Summe von 1,968 Milliarden Euro auf vier Darlehensanfragen. Welche Unternehmen die Anträge gestellt haben, ist nicht bekannt.“ (hier). Mein präferierter Blumenhändler (der gerade wieder aufmacht!) dürfte eher nicht so schnell gewesen sein, mit dem Antrag….
Auf was würde ich bei Unternehmen schauen, die solche Hilfsanträge stellen? Genau, auf Dividenden, Boni und Aktienrückkäufe. Na, dann tun wir das doch mal:
Ich denke, wir werden im Laufe des Jahres sehen, wer hier so alles Hilfen einstreicht – und die dann an seine Aktionäre verteilt….
Aktienrückkäufe: https://wolfstreet.com/2020/03/24/share-buybacks-are-toast-for-2020-oops-that-was-the-4-5-trillion-driver-of-the-stock-market-bubble/
https://edition.cnn.com/2020/03/23/investing/softbank-stock-buyback/index.html
Sehr interessant ist, dass Softbank gerade jetzt ein Aktienrückkaufprogramm auflegt – zu einem Zeitpunkt, wo der Bank wahrscheinlich nicht nur WeWork um die Ohren fliegen dürfte.
Aha, dann schaun mer mal, wer hier so alles keine Boni mehr bekommt – und sich dafür in den Folgejahren so richtig bedienen wird.
Fazit: Die älteren Semester unter meinen Lesern werden sich noch erinnern, als die Vertreter der großen US-OEMs seinerzeit mit ihren Learjets nach Washington flogen, um Hilfen für Ihre notleidenden Unternehmen zu erbetteln – und dann feststellen mussten, dass das marketingtechnisch nicht so der große Coup war. Mal schaun, ob sich die CEO’s von deutschen Unternehmen allgemein besser im Griff haben. Ich zweifele dran, lasse mich aber gerne überraschen. Ich werde berichten….
Historisch: 1999: Der über den E-Mail-Verkehr verbreitete Computervirus Melissa blockiert Rechner von Unternehmen und richtet etwa 80 Millionen US-Dollar Schaden an. Der Urheber wird bald gefasst und später verurteilt (Aus: https://de.wikipedia.org/wiki/26._M%C3%A4rz)
Keep calm & carry on.
-tz