Guten Morgen,
Bei der Rückfahrt aus Frankfurt gestern ist ein Wunder geschehen: Mein Zug war eine Viertelstunde (15 min!) ZU FRÜH in Berlin. Das ich so etwas noch mal erleben darf…
Die kleinen Freuden des Alltags können aber nicht über die derzeitigen Naturkatastrophen hinwegtrösten – Mit dem verheerenden Beben in Mexico City sind die Americas zum wiederholten Mal in diesem Jahr von schweren Erdbeben getroffen worden, Maria (nicht Monica, wie gestern fälschlich behauptet, danke für den Hinweis, Herr R.) wütet in der Karibik – und die Fed fängt vorsichtig an, ihr Ankaufprogramm (euphemistisch als „Quantitative Easing“ bezeichnet) abzuwickeln. Grund genug, mal einen näheren Blick auf einige Entwicklungen in den USA zu werfen
Fed & QE: https://wolfstreet.com/2017/09/20/this-fed-is-on-a-mission/
In einem herausragenden Artikel erläutert Wolf Richter die Hintergründe, Dimensionen und Folgen des nunmehr ab 1. Oktober beginnenden Abschmelzens der Fed-Bilanz, die im ersten Jahr auf eine Reduzierung von USD 300 Mrd. und ab dann USD 600 Mrd / Jahr betragen soll.
In einer ersten Reaktion sind die Zinsen für zehnjährige US-Staatsanleihen denn auch zunächst auf 2,275% gestiegen, um dann im Verlaufe des Handelstages doch wieder auf 2,265 abzufallen (s. hier). Interessanter ist aber, dass die Zinsen seit dem Tiefpunkt von nur noch 2% Anfang September nunmehr schon wieder um 0,2% gestiegen sind. Die weitere Entwicklung hier dürfte marktbestimmend werden.
Folgen eines QE Unwind beleuchtet auch ZH: http://www.zerohedge.com/news/2017-09-20/today-music-stops
Aber auch, warum QE so dringend erforderlich ist: http://www.zerohedge.com/news/2017-09-20/financialization-destruction-real-economy
Wenn man sich diese Relationsverschiebungen bei der Finanzierung von wichtien US-Firmen, wie GE oder McDonalds anschaut, dann wird einem ganz anders.
Ich denke aber, dass die Notenbanken der Welt für sich ein neues Prinzip entdeckt haben, mit dem sie zumindest Zeit gewinnen können: Sollte der vorsichtige „Ausstieg“ der Fed nicht zu Marktverwerfungen führen, so werden die anderen Notenbanken nachziehen. Sobald sich entweder aus dem „Unwinding“ oder anderen Szenarien (Nordkorea?) eine Marktverwerfung abzeichnet, werden die Notenbanken entweder das „Unwinding“ einfrieren, neu auflegen oder sogar ausbauen und / oder die Zinsen weiter/wieder absenken und / oder zu weiteren Maßnahmen, wie „Helikoptergeld“ greifen. Durch diese Mittel (und die Antizipation des Marktes, dass diese Mittel „im Fall der Fälle“ genutzt werden werden) kann sich der derzeitige „Zyklus“ noch jahrelang hinziehen.
US-Pension Deficit: Noch relativ unbemerkt von der deutschen Medienöffentlichkeit (eine Ausnahme hier) driften viele US- Pensionsfonds in Richtung Insolvenz – mit unvorstellbaren Finanzierungsdefiziten, wie ZH beschreibt: http://www.zerohedge.com/news/2017-09-20/700-billion-public-employee-ticking-time-bomb-only-67-funded-most-states-are-under-1
Toys ‚R‘ US insolvent: Vor gut einer Woche hatte ich die sich bereits abzeichnende Entwicklung kommentiert und in Relation zu den Problemen bei Kaufhof gesetzt (hier). Denn weder ist die Insolvenz von TRU in den USA ein Einzelfall, noch dürften die Probleme im deutschen Einzelhandel mit der zarten Gesundung von Karstadt erledigt sein.
Zerohedge stellt nun dar, dass der Absturz wirklich innerhalb von Tagen erfolgte: http://www.zerohedge.com/news/2017-09-20/how-did-toys-r-us-implode-so-fast-ceo-explains
Die vielen Pleiten von anderen (vorwiegend Mode-)Einzelhandelsketten hat also zu einem erhöhten Mißtrauen im Markt geführt, so dass zukünftig mit schnelleren Pleiten von kriselnden Einzelhandelsketten gerechnet werden muss (Sears, anybody?).
Die Entwicklungen bei US-Pensionen oder im Einzelhandel, wie auch die schon vielfach beleuchtete Situation bei Verbraucherkrediten könnten – so sie sich beschleunigen – Auslöser für die oben beschriebenen neuen Rettungsversuche der Fed (und dann auch anderer Notenbanken sein).
Stabil ist anders.
Ich wünsche wie immer einen guten Start in den Tag !
Viele Grüsse,
-tz