„Zombies“ – plötzlich auf allen Kanälen


photo: flickr/ t f

Zombies allerorten – und damit meine ich nicht die beliebten Untoten aus „The Walking Dead“ oder ähnlichen Serien – sondern sog. „Corporate Zombies“.Allgemein versteht man unter solchen „Unternehmens-Untoten“ Firmen (und Banken!), deren Erträge (vor Steuern!) noch nicht einmal die Zinsen für den Finanzdienst erwirtschaften. Schon an Hand dieser Definition ist offensichtlich, dass derartige Unternehmen nicht allzu viel zur volkswirtschaftlichen Wertschöpfung beitragen. Sie können keine Investitionen finanzieren und fallen so im Wettbewerb zwangsläufig immer weiter zurück. Im Endeffekt stellen Zombie-Firmen den „Minsky-Moment“ für Unternehmen dar.

Für die Volkswirtschaft als Ganzes sind solche „Untoten“ aber auch deswegen problematisch, weil sie das (derzeit gar nicht so) knappe Gut „Geld“ in ineffektiver und ineffizienter Verwendung binden („Fehlallokation“) und damit andere, aussichtsreichere Unternehmungen behindern.

So weit, so gut – derartigte Erkenntnisse sind volkswirtschaftlich allgemein bekannt und nicht gerade auf dem Niveau der Quantenphysik angesiedelt – sprich auch ohne VWL-Kenntnisse verständlich. Warum also setze ich mich damit gerade JETZT auseinander?

Zur Erklärung werfe ich zunächst einen Blick auf die Finanzkrise ab 2007 zurück: So ab ca. 2006 „fluteten“ plötzlich Berichte über Corporate Zombies die Medien – weil erste Untersuchungen zu den Gründen und Folgen der Japan-Krise in den 90ern veröffentlicht wurden (s. nur Hoshi) und weil damalige untotete Unternehmen zum anderen durch die stetige Anhebung der Zinsen seitens der Fed nun quasi ihre „Silberkugel“ erhielten. Im Nachhinein könnte man also die damalige mediale Aufmerksamkeit als (übersehenen) Krisenindikator für die dann folgende Finanzkrise sehen.  Auch im Nachgang dazu wurde der Diskussion ab und an mal wieder Leben eingehaucht (so z. B. im Handelsblatt (2009)), alles in allem tauchte das Thema der unternehmerischen Untoten dann aber eher mal in einem Nebensatz zu den Folgen der italienischen Bankenkrise auf. Ansonsten ruhte still der See.

Bis Mitte Juli: Seit dem bekam ich von drei Lesern dieses Blogs drei Links zu verschiedenen Artikeln über Corporate Zombies: Und – tatsächlich: Plötzlich fühlen sich die Auguren scheinbar wieder berufen, über Zombies zu unken: The Economist, Focus, IFO-Institut, Zerohedge und sogar Daniel Stelter (mit Verweis auf Jürgen Stark). Schlichter Zufall oder ein weiteres „Zeichen“ für die kommende Krise?

Eher scheint es so zu sein, als ob Medien und Blogger jetzt erst Notiz von einer bereits Anfang des Jahres veröffentlichten OECD-Studie („THE WALKING DEAD? ZOMBIE FIRMS AND PRODUCTIVITY PERFORMANCE IN OECD COUNTRIES“) und einer weiteren Studie der Bank of America (Zusammenfassung bei Zerohedge). Die Erkenntnisse aus beiden Studien sind jetzt nicht gerade bahnbrechend – interessant ist aber folgende Grafik:

Sie macht nämlich deutlich, dass die „Zombie-Problematik“ ihren Höhepunkt bereits Ende 2015 erreicht hatte – und der Anteil derartig unterfinanzierter Firmen seit dem sinkt! Das heißt, die aktuelle mediale Aufmerksamkeit ist eigentlich konträr zur tatsächlichen Entwicklung.

Also – die häufige Behandlung von „Corporate Zombies“ dürfte eher KEIN zusätzlicher Krisenindikator sein!

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