Herr Scholz ist in Kiyv. Endlich (hier). Schaut man aber auf die Äußerungen des mitreisenden französischen Präsidenten Macron, wonach die Ukraine irgendwann verhandeln müsse (hier), so erscheint der von der Welt geäußerte Verdacht, dass die drei Reisenden (der italienische Ministerpräsident Draghi ist auch dabei) Herrn Selenskiy zu Verhandlungen mit RUS zwingen könnten (hier) nicht von der Hand zu weisen.
Lage: https://twitter.com/DefenceHQ/status/1537306662754734080 (Lage)
https://www.understandingwar.org/backgrounder/russian-offensive-campaign-assessment-june-15
Der Vorstoß RUS Kräfte nach Einnahme von Severodonetsk dürfte wegen der im Umfeld gesprengten Brücken, aber auch wegen der Schwäche der RUS Kräfte (s. hierzu die deutsche Zusammenfassung des gestern schon zitierten ISW-Posts hier) weiter erlahmen. Auch scheinen die UKR Kräfte noch in der Lage zu Gegenangriffe zu sein, wie die Lagekarte des Tagesspiegels vermittelt. Ansonsten weiterhin eher ein Stellungskrieg.
NY-Times: „Five Blunt Truths About the War in Ukraine“
„Five sentences sum up the war in Ukraine as it stands now. The Russians are running out of precision-guided weapons. The Ukrainians are running out of Soviet-era munitions. The world is running out of patience for the war. The Biden administration is running out of ideas for how to wage it. And the Chinese are watching.“ (NY-Times)
Während mir diesmal der Beitrag des normalerweise sehr versierten Herrn Horsfall doch eher wortklauberisch erscheint, legt der NY-Times Artikel die Finger in die Wunde. Aktuell sind wir mit einem Stellungs- und Abnutzungskrieg zweier Kontrahenten konfrontiert, die zunehmend ermatten. Und die Welt wendet sich wieder ihren sonstigen Problemen zu – wie man deutlich an den zurückgehenden Berichten in den MSM sieht. Und die UKR werden diesen Krieg trotz der hohen persönlichen Opfer nur durchhalten können, wenn sie kontinuierlich viel Unterstützung aus dem Westen in Form von Waffen und Geld bekommen. Die US-Regierung (s. ISW oben) setzt mit ihrer weiteren Zusage ein sichtbares Zeichen.
https://www.heise.de/tp/features/Und-auch-bei-der-Krim-geht-es-ums-Oel-3364417.html
Robin Horsfall (diesmal souverän wie immer) weist auf einen weiteren Aspekt hin, der RUS motiviert haben könnte, die UKR zu annektieren. Wie auch schon 2014 bekannt (s. Meldung Heise), sind genau in und im Seegebiet um die jetzt besetzten Gebiete große Erdölvorkommen entdeckt worden.
BdL: Der Krieg in der UKR ist in der Phase des Stellungs- und Abnutzungskrieges angelangt. Wie im ersten Weltkrieg stellt sich die Frage, wer länger durchhalten kann. Und in dieser Lage hat man schon so ein bisschen den Eindruck eines Framings, wenn ausgerechnet jetzt wieder ein deutscher Journalist erklärt, dass die UKR den Krieg schon verloren habe (hier). So kommt man schnell zu selbsterfüllenden Prophezeiungen – und wird sich den selbst herbeigeredeten „Zwangsfrieden“ dann damit schönreden, dass man damit ja nur die Faktenlage nachvollzogen habe. Dabei vergessend, dass man nicht mal in der Lage war, die VIER versprochenen Raketenwerfer zu liefern (hier), geschweige denn in zügigem Tempo und dauerhaft Munition. Sprich, selber für die Niederlage mitverantwortlich ist. Derzeit sehe ich meine Befürchtungen vom 25. Februar 2022 (hier) durchaus bestätigt: Die Putinversteher-Fraktion setzt sich klammheimlich durch. Nicht nur angesichts der wohl auch von Herrn Putin mit der Annexion verfolgten handfesten wirtschaftlichen Interessen (Ölvorkommen) ein katastrophales Szenario.
Spruch des Tages: „Im Leben kommt es darauf an, Hammer oder Amboss zu sein – aber niemals das Material dazwischen.“ – Norman Mailer
Keep Calm & Carry on
-tz
& BTW: Путин, иди на хуй!