So, heute nach dem Wochenende erst mal wieder nur eine kurze Lageanalyse. Sollten Sie sich übrigens wundern, dass ich nichts über Frau Merkel und Ihren denkwürdigen Auftritt in der letzten Woche (hier) schreibe: Die Frau hat genug Schaden angerichtet, sich jetzt auch noch mit ihrer Selbstzufriedenheit auseinanderzusetzen kostet nur weitere Zeit.
Lage: https://twitter.com/DefenceHQ/status/1536216230838816773 (Lage)
Severodonetsk ist wohl an die RUS Kräfte gefallen und die allgemeinen Erwartungen gehen dahin, dass RUS Kräfte nun versuchen werden, den Siverskyy Donets zu überqueren, um UKR Versorgungslinien abzuschneiden. Wenn ich die Threads richtig lese, sind es bis dahin aber 90 km. Angesichts der bisherigen minimalen Fortschritte dürften die RUS Truppen für diesen Vorstoß einige Zeit brauchen – wenn die UKR den Widerstand durchhalten. Und das ist nicht so sicher, wie Carlo Masala und The Guardian gut herausarbeiten. RUS ist es wohl auch gelungen, westliche Waffenlieferungen zu zerstören.
Wunschdenken: https://www.nzz.ch/meinung/wunschdenken-der-medien-putin-ist-krank-und-seine-armee-am-ende-ld.1687970?mktcid=smsh
Der Kommentar zur westlichen Sicht des UKR-Krieges ist richtig und wichtig – wir müssen aufpassen, dass wir nicht, wie Herr Putin, unserer eigenen (oder der UKR) Propaganda aufsitzen. Und ja, es ist problematisch, dass nur wenige anerkannte deutschsprachige Kriegsexperten in den öffentlichen Medien zu Wort kommen – wie eben Carlo Masala. Aber der Autor versäumt es, selber Alternativen zu nennen, wie z. B. Elisabeth Braw oder Sönke Neitzel (der schon zu Wort kommt). Auch ist seine Schlussfolgerung – dass eine Beendigung des Krieges ohne Gebietsabtretungen der UKR „schwer vorstellbar“ seien – wesentlich zu kurz gesprungen. Denn der Westen und gerade Deutschland haben es selber in der Hand, derartige Zwangsabtretungen durch Waffenlieferungen abzuwenden.
Auch diesen Link hätte ich mit „Wunschdenken“ überschreiben können. Denn während sich die deutsche Politik noch zwischen Tankrabatt, „Übergewinnsteuer“ und Kartellrechtsverschärfungen zerreibt, schaffen die RUS mit der Ankündigung einer „Wartung“ der Nordstream 1 Pipeline Tatsachen. Und schon in DIESEM Sommer droht damit eine Gasknappheit. Vielleicht aber ganz gut, dann kann Herr Habeck vielleicht noch rechtzeitig für eine Reaktivierung der Kernkraft sorgen,
BdL: So, nach allerlei Geziere will Herr Scholz nun doch in die UKR reisen (hier). Aber seine Reise wird die versprochenen deutschen Waffenlieferungen nicht ersetzen können. Die Frage ist halt, warum die Lieferungen aus Deutschland nicht kommen (guter Kommentar des Tagesspiegel dazu hier). Und Deutschland dürfte eines der Schlüsselländer sein, wenn es um die Entscheidung in diesem Krieg geht: Im Gegensatz zum Autor des oben verlinkten NZZ-Artikels halte ich es für schwer vorstellbar, dass RUS auch nur die bis jetzt eroberten Gebiete halten könnte, wenn Deutschland zeitnah schwere Waffen samt Munition im angekündigten Umfang liefern UND die Gasexporte aus RUS entscheidend minimieren würde. Umgekehrt dürfte es Wunschdenken sein, daran zu glauben, mit dem gegenwärtigen Kurs sowohl gute Kontakte in die UKR und nach RUS aufrecht erhalten zu können. Aber deutsche Firmen scheinen dem „guten“ Beispiel von Herrn Scholz zu folgen – und sich schon jetzt eine Rückkehroption nach RUS zu sichern (hier). Erinnert alles sehr an die Reise – mitsamt Wirtschaftsdelegation – des damaligen Wirtschaftsministers Sigmar Gabriel nach Teheran, kaum dass die Tinte unter dem damaligen Nuklearabkommen mit den USA trocken war (hier). „Opportunismus“ ist auch so ein Export aus Deutschland. Und wer versucht, „everybody’s darling“ zu sein, wird als „everybody’s depp“ enden, wie schon FJS wusste.
Spruch des Tages: „When you’re stuck with a plan full of holes more have a habit of appearing.“ – Jack Reacher
Keep Calm & Carry on
-tz
& BTW: Путин, иди на хуй!