Fog of War – 24. Mai 2022 – Tag 90

Der 90. Tag des Drei-Tage-Krieges läuft. Und die UKR lebt – und hier in Berlin geht das Leben seinen normalen coronafreien Gang: Hertha steigt nicht ab – und das sogar verdient nicht (hier). Hätte ich nach dem Gegurke letzte Woche auch nicht gedacht, aber isso. Beim Wählen scheint Berlin ähnlich überzeugend wie beim Fussball zu sein (hier). Wäre ja der Knall, wenn die Linkspartei nur wegen Berliner Unfähigkeit in Fraktionsstärke im BT sitzen würde. Vielleicht sollten wir doch mal nicht nur „achtsam“ an unsere Aufgaben herangehen, sondern „ernst“, „konzentriert“ und „konsequent“. So, wie die UKR halt ihren Krieg seit 90 Tagen führen:

Lage: https://twitter.com/Osinttechnical/status/1528994415490043904 (Lage)

https://interaktiv.tagesspiegel.de/lab/wie-weit-sind-die-soldaten-aktuelle-karte-der-russischen-invasion-in-der-ukraine/ (Karte)

https://www.understandingwar.org/backgrounder/russian-offensive-campaign-assessment-may-23

https://www.n-tv.de/politik/Interview-mit-Gustav-Gressel-Im-Spaetsommer-wird-es-fuer-Russland-problematisch-article23351858.html

Mmh, das sieht offen gesagt derzeit nicht so gut aus für die UKR: In der Schlacht westlich von Donezk scheinen den RUS Kräften Geländegewinne zu gelingen, möglicherweise schaffen die es, „den Sack“ (s. Karte) dort zuzumachen. Zwar wäre das nur der „kleine Sack“, denn ursprünglich war das Ziel wohl, eine Achse Kharkiv/Mariupol einzunehmen (mindestens). Aber auch diese Fortschritte sind bedenklich, wenn die Meldungen zutreffen, dass die UKR Kräfte Nachschubprobleme haben.  Möglicherweise kann man aus den jetzigen Erfolgen der RUS Kräfte auch ableiten, wie erfolgreich die Verteidiger im Asow-Stahlwerk RUS Kräfte gebunden haben. Das sollte man sich für zukünftige Entwicklungen merken.

Mittelfristig (also bis zum Herbst) könnte sich die Lage zumindest nach Ansicht von Herrn Gressel allerdings wieder günstiger für die UKR entwickeln (wenn Sie heute nichts lesen, lesen Sie das Interview mit Herrn Gressel!).

Und an den Tagesspiegel: Wenn es zutrifft, dass RUS Raketen dort stationiert hat, wo die 1 steht, dann ist das zwar im Hinblick auf UKR nicht ganz unwichtig. Viel wichtiger ist aber, dass diese Stationierung damit in „Wurfweite“ zu Polen und damit zur Nato stattfindet.

Putin & Co: https://www.n-tv.de/politik/Ex-MI6-Chef-erwartet-Machtwechsel-spaetestens-2023-article23351901.html

Und ich kann nur sagen: Totgesagte (s. Hertha) leben oft erstaunlich lange….

Friedensplan: https://www.tagesspiegel.de/politik/italien-legt-friedensplan-fuer-ukraine-vor-selenskyj-betont-bedeutung-von-verhandlungen-bewegung-in-der-diplomatie/28364496.html

https://economictimes.indiatimes.com/news/international/world-news/italy-floats-4-point-peace-plan-to-end-ukraine-conflict-including-winding-down-of-sanctions-against-russia/articleshow/91732120.cms

Ja, sollte man immer versuchen, dürfte aber noch zu früh sein…

Deutschland: https://www.spiegel.de/politik/deutschland/ukraine-krieg-wenn-wladimir-putin-verliert-a-11132261-e48f-4b1f-a67a-8909569d3613

https://www-politico-eu.cdn.ampproject.org/c/s/www.politico.eu/article/germany-inc-played-russian-roulette-and-lost-ukraine-war-energy-gas-trade/amp/

https://warontherocks.com/2022/02/why-germany-behaves-the-way-it-does/

https://www.zerohedge.com/geopolitical/countries-committing-most-their-gdp-ukraine-aid

https://www.focus.de/politik/deutschland/die-focus-kolumne-von-jan-fleischhauer-mit-brennendem-herzen_id_95010217.html

Mal schon an einem Dienstag ein (erster) Long Read. Mal ein paar längere Artikel über die deutschen Befindlichkeiten und Bauchnabelschauen im Angesicht des Angriffskrieges gegen die UKR. Interessant, weil nicht auf Gefühlsduselei aus, sondern an knallharten strategischen Interessen orientiert, ist der Kommentar aus dem Spiegel. Ganz im Sinne meines heutigen Spruchs. So fängt Ernsthaftigkeit in Diskussionen an.

BdL: Meine schon in den letzten Wochen immer mal wieder geäußerte Skepsis bezüglich eines raschen UKR Erfolges wird mit den heute verlinkten Meinungen leider verstärkt. Die RUS Kräfte wenden jetzt die „gute, alte“ Sowjetdoktrin an, wonach sie im wahrsten Sinne des Wortes mit Artillerieangriffen den (verbrannten) Boden für die Geländegewinne vorbereiten. Die bange Frage ist, ob die UKR Seite diesem Druck etwas entgegenzusetzen hat. Mittelfristig wohl ja – aber auch nur dann, wenn Waffen und Munition weiter fließen. Denn auf einen Führungswechsel in Moskau zu spekulieren, kann genau so schief gehen, wie die alte Tante (Hertha) schon in der 2. Liga zu sehen.

Und wir Deutschen? Wir müssen uns fragen, ob wir tatsächlich nur „Lumpen-Pazifisten“ sind, wie Sascha Lobo behauptet (hier), ob wir einen Freiheitkampf erkennen, wenn er vor uns liegt – wie die US-Amerikaner (so. Niall Fergusson, hier) oder ob wir zumindest unsere eigenen Interessen wahren. Tatsächlich fängt aber ein Herr Steingart schon wieder subtil an, die „Unvernunft“ dieses Krieges zu erklären und über „gesunden Bellizismus“ herzuziehen (hier). Er war allerdings auch der Mann, der 2014 Putin relativierte (hier). Genau solche „Journalisten“ wie er hinterlassen mich erneut sprachlos (hier). Aber vielleicht schaffen er und die Kohorte der Relativierer es ja diesmal doch nicht, sich durchzusetzen. Wenn selbst dem Sänger Campino aufgeht, dass der Wehrdienst vielleicht nicht ganz so sinnlos gewesen wäre (hier), könnte mir das ja Hoffnung geben. Alleine, nach Corona fehlt mir der Glaube an die Freiheitsliebe und / oder strategische Vernunft der Deutschen. Prove me wrong.

Spruch des Tages: „Staaten haben keine Freunde, nur Interessen.“ – Charles de Gaulle

Keep Calm & Carry on

-tz

& BTW: Путин, иди на хуй!

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