Fog of War – 25. Mai 2022 – Tag 91

So, heute neben den üblichen Einträgen schon mal ein Long-Read zu China – als sich sehr stark abzeichnendes Krisencluster und ein kleiner Rant gegen das derzeitige deutsche Unwesen:

Lage: https://twitter.com/DefenceHQ/status/1529328745626075137 (Lage)

https://interaktiv.tagesspiegel.de/lab/wie-weit-sind-die-soldaten-aktuelle-karte-der-russischen-invasion-in-der-ukraine/ (Karte)

https://www.understandingwar.org/backgrounder/russian-offensive-campaign-assessment-may-24

https://www.welt.de/politik/ausland/article238976915/Ukraine-Krieg-Ukraine-geraet-staerker-unter-Druck-Verlust-strategisch-wichtiger-Staedte-droht.html

Während sich das UK MinDef in der heutigen Meldung – ganz auf Linie des aktuellen Economist (hier) – auf die Auswirkungen des Krieges auf die Möglichkeiten des Getreideexports aus der UKR konzentriert – scheinen den RUS Truppen erhebliche Geländegewinne im Osten der UKR gelungen zu sein – mehr als im ganzen Mai bislang. Auch wenn das ISW dies nicht als großen Durchbruch der RUS Truppen sieht, zumal diese Gewinne wohl nur durch Zusammenziehung von Truppen an anderen Frontabschnitten gelungen ist, sind diese Erfolge doch Warnung genug. Insbesondere auch, weil eben von diesen anderen Frontabschnitten keine Erfolgsmeldungen der UKR Kräfte kommen.

Sanktionen: https://www.n-tv.de/wirtschaft/Podcast-Wieder-was-gelernt-Die-Wirtschaftsdaten-die-Putin-lieber-verheimlicht-article23353426.html

https://www.welt.de/finanzen/plus238902307/Ein-Coup-von-Putin-Die-Antwort-auf-das-Rubel-Raetsel.html

Derzeit ist es schwer, die Wirkung der Sanktionen auf RUS abzuschätzen, da RUS wichtige Wirtschaftsdaten nicht mehr veröffentlicht. Aber alleine dieser Umstand ist, neben einigen weiterhin veröffentlichten Daten, wie etwa einer Inflationsrate von über 17% im April 2022, ein Indiz dafür, dass die Sanktionen greifen könnten. Hoffen wir es. Die Welt hat scheinbar eine Erklärung für die Rubel-Aufwertung trotz Sanktionen, alleine, die ist hinter der Paywall. Abschließend mal so ein Gedanke für all die Sanktionsgegner: Wenn Sanktionen nichts bringen, warum steht dann Nordkorea so schlecht da? Oder der Iran?

RUS Tanks: https://twitter.com/John_A_Ridge/status/1528907746971684864

Wenn die RUS jetzt schon T 62-Panzer reaktiveren müssen, die überhaupt nur bis 1975 hergestellt wurden (hier), könnte das zumindest ein Indiz für die tatsächliche Abnutzung der RUS Armee sein.

China: https://www.wiwo.de/my/unternehmen/mittelstand/china-geschaeft-auszug-aus-dem-gelobten-land/28356818.html?share=twitter&ticket=ST-280076-dK4q2B2VVQ0AFifAsBiu-cas01.example.org

https://www.linkedin.com/posts/thomas-tuma-a4662351_abhaeungigkeit-wirtschaft-china-activity-6933691060623691776-Je8W?utm_source=linkedin_share&utm_medium=member_desktop_web

https://www.spiegel.de/wirtschaft/chinas-wirtschaft-leidet-unter-den-kosten-der-null-covid-strategie-a-d02a32c2-3648-4600-8325-e0ab376cd8bc

https://www.n-tv.de/wirtschaft/Omikron-legt-Chinas-Industrie-lahm-article23333983.html

https://www.focus.de/politik/deutschland/die-focus-kolumne-von-jan-fleischhauer-zero-covid-forever_id_98582903.html

https://news.gaborsteingart.com/online.php?u=2mbECqf28713

https://www.zerohedge.com/markets/collapse-credit-growth-opens-door-rate-cuts

https://www.handelsblatt.com/politik/international/china-covid-restriktionen-treffen-chinas-wirtschaft-staerker-als-erwartet-einzelhandelsumsatz-bricht-ein/28342540.html

https://www.tagesschau.de/wirtschaft/weltwirtschaft/china-autoabsatz-bricht-ein-101.html

https://www.linkedin.com/posts/activity-6933333159300247552-fs9p?utm_source=linkedin_share&utm_medium=member_desktop_web

Heute – sozusagen als „Long Read“ fürs verlängerte Wochenende – mal eine Sammlung von Meldungen zur aktuellen Lage in China, zunächst fokussiert auf die Wirtschaft und Corona. Während Gabor Steingart auch „an dieser Front“ wieder mal das unkritische Sprachrohr, diesmal für Herrn Diess, gibt, legt Herr Fleischhauer ungerührt die Finger in die (chinesische) Wunde. Und die war schon groß, bevor der Spiegel am Montag groß mit seinen „Uiguren-Leaks“ aufmachte (hier). Denn – wie bei RUS Annexion der Krim in 2014 – so hat Deutschland – allen voran Wirtschaft und Politik die Augen verschlossen vor dem Charakter Chinas als staatskommunistische Diktatur. Das erst zwei Wochen alte Morning Briefing von Herrn Steingart spiegelt genau diese Problematik wieder: Zwar werden die Abhängigkeiten der deutschen Wirtschaft (diesmal nicht von Öl- oder Gaslieferungen, sondern von Exporten) gut beschrieben, aber die Konsequenz ist wieder mal „Appeasement“ à la „Wandel durch Handel“. Das der aber schon nicht laufen kann, weil sich China gerade auf Grund deiner No-Covid-Strategie selber aus dem „chinesischen Jahrhundert“ im Rekordtempo herauskatapultiert, ignorieren die beiden Superstars Diess und Steingart geflissentlich. Dabei hat schon Ian Bremmer genau davor in seinen „Top Risks 2022“ genau davor gewarnt (hier).

Und China hortet einen Großteil der weltweiten Getreide- und Reisreserven, wenn man der Bildzeitung glauben darf (s. Tweet von Hennig Rosen). Sprich, die Welt und insbesondere Deutschland sind China im Zweifel noch mehr ausgeliefert, als sie RUS jemals waren. Und die chinesische Wirtschaft crashed. Daran bestehen schon deswegen keine Zweifel, weil die chinesische Zentralbank immer panischer versucht, die Kreditvergabe zu erleichtern. Aber das liest man leider nur bei Zerohedge oder ähnlichen „abseitigen“ Medien (s. nur hier), nicht aber im deutschen Hurrablatt, wo es weit wichtiger wäre, als die tägliche Frage, wo denn der DAX endet. Wie die Welt so schön – aber leider in Bezug auf RUS schreibt – „Die Deutschen haben das Ausmaß dieser Krise noch gar nicht verstanden“.

Denn die chinesische Zentralregierung mag sich (noch) die Entwicklungen in der UKR anschauen, aber es wird bereits jetzt anfangen, sich Gedanken zu machen, wie es die Verhältnisse zu seinem Vorteil nutzen kann – gerade vor dem Hintergrund der eigenen prekären wirtschaftlichen Entwicklung. Und da gerät Taiwan in den Blick – wie auch die (präventiven?) Äußerungen von Joe Biden zeigen (hier).

BdL: Die Lage für die UKR ist ernst. Wie im schon gestern verlinkten Interview von Herrn Gressel dargestellt (hier), könnte die Lage der UKR ab Sommer besser werden. Könnte. Aber nur dann, wenn endlich auch aus Deutschland versprochene Waffenlieferungen (mit der dazugehörigen Anzahl an Munition in am besten unendlicher Stückzahl!) in der UKR ankommen (s. dazu hier). Sollten die UKR verlieren und sich im Nachhinein herausstellen, dass es auch an der deutschen Blockadehaltung lag, dann können wir Deutschen uns international nicht mehr blicken lassen – außer natürlich in RUS und China oder ähnlichen netten Diktaturen.

Apropos China. Wer glaubt, dass wir nach dem Ende des Kriegs in der UKR wieder in einen „Vor-Corona-Wohlfühl-Kapitalismus“ zurückkehren werden, der hat weder die RUS, noch die CHN Bestrebungen noch die Weltrettungsgedanken der EU wie des wohl nicht ganz uneinflussreichen WEF (s. dazu hier) verstanden. Und lässt die wirtschaftlichen Entwicklungen auch außen vor.

Die Frage ist doch, ob wir uns – mental und tatsächlich und jenseits von irgendwelchen Aufforderungen, am Strom oder am Fleisch zu sparen, denen die Auffordernden aber selten Beispiele eigener Enthaltsamkeit folgen lassen – derzeit darauf vorbereiten, dass wir die „Goldenen Zwanziger“ bereits in den zehner Jahren verfrühstückt haben. Eher nicht, würde ich sagen – alleine wenn ich auf den DAX, gerade im Vergleich zu den Entwicklungen an den US-Börsen sehe. Alle möglichen Konferenzen laufen unter den Buzz-Words „Transformation“ oder „Agilität“ oder gar „Ethik“, aber Tante Käthe bunkert derweil lieber mal Speiseöl und Mehl, wie zuvor Klopapier. Von Verteidigungsministerinnen oder „Sondervermögen“ für die Bundeswehr will ich hier mal gar nicht reden. Oder einer vor dem Kollaps stehenden Bahn, die jetzt möglicherweise per 9-Euro-Ticket den Todesstoß versetzt bekommt.

Sprich, den Unbillen der Welt setzen wir weiterhin deutsche Ignoranz, Zögerlichkeit, Besserwisserei und Detailversessenheit entgegen. Das ist so, als würde man auf der Titanic, nachdem man die Stühle mit dem Zollstock ausgerichtet hat, noch die Bar aufräumen und dabei monieren, dass das Orchester nicht ganz sauber spielt.

Spruch des Tages: „Wenn die Deutschen einen Bahnhof stürmen wollen, kaufen die sich erst eine Bahnsteigkarte“ – Wladimir Iljitsch Uljanow (Lenin)

So, ich gebe jetzt auch mal den normalen Deutschen und verbringe jetzt erst mal ein langes Wochenende an der Nordsee. Von mir hören Sie am Montag nächster Woche, sprich dem 96. Tag des Krieges wieder etwas.

Keep Calm & Carry on

-tz

& BTW: Путин, иди на хуй!

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