Während die Lage an der Front wenig übersichtlich ist, läuft die Schlacht um die Deutungshoheit in Deutschland auf Hochtouren:
Lage: https://twitter.com/DefenceHQ/status/1521365925626359808
https://www.understandingwar.org/backgrounder/russian-offensive-campaign-assessment-may-2
Auch wenn das UK MinDef heute sich mal wieder an der Schwächung der RUS Armee weidet, scheint – worauf Augengeradeaus hinweist – der RUS Vormarsch im Osten noch „zu laufen“. ISW sieht das aber nicht so. Typischer „fog of war“ halt.
Emma: https://www.emma.de/artikel/offener-brief-bundeskanzler-scholz-339463
Tja, was soll man zu dem offenen Brief dieser „Intellektuellen“ um Alice Schwarzer sagen? Eigentlich steht darin: „Liebe Ukrainer, wir wissen, dass eine Kapitulation besser für euch ist. Und für uns natürlich erst recht. Dann müssen wir nämlich keine Angst mehr vor einem Atomkrieg haben – zumindest so lange wir leben.“
Atomkrieg: https://www.foreignaffairs.com/articles/russia-fsu/2022-04-25/why-war-ukraine-wont-go-nuclear
Vielleicht hätten die Unterzeichner des offenen Briefes mal diesen Foreign Affairs Artikel lesen sollen, bevor sie sich zu ihren Aussagen haben hinreißen lassen:
„Nuclear weapons, for all their power—because of all their power—turned out to be surprisingly powerless. Using them would carry many costs and bring few benefits. It would create more problems than it solved. And so neither superpower did it.“ (Foreign Affairs).
Wenn Sie heute nichts lesen, lesen Sie diesen Artikel – er geht weit über die Frage eines Atomkrieges hinaus.
Beteiligung D: https://www.bundestag.de/resource/blob/892384/d9b4c174ae0e0af275b8f42b143b2308/WD-2-019-22-pdf-data.pdf
Solides Gutachten des wissenschaftlichen Dienstes des deutschen Bundestages zur Frage, ab wann Deutschland sich im Falle von Waffenlieferungen, etc. selber zur Kriegspartei macht. Der – wohl durch RND ausgelöste – mediale Entrüstungssturm wird von Phiilipp Dürr auf Twitter sehr gut eingeordnet und kommentiert. Das NZZ-Interview mit Prof. Thielbörger fördert auch den Erkenntnisgewinn.
BdL: Ich teile die im oben verlinkten Artikel von Foreign Affairs genannte Meinung, dass der Krieg in der UKR an einer Demarkationslinie ähnlich wie die zwischen Nord- und Südkorea enden wird. Und zwar – wie damals dort – ohne Einsatz von Atomwaffen. Bestimmend dafür dürfte im Zweifel die nachlassende Kampfkraft der RUS Kräfte sein. Wann das sein wird, kann man seriös nicht abschätzen. Aber schon jetzt scheinen die wirtschaftlichen Sanktionen in RUS zu wirken (hier). Sollte den RUS Truppen tatsächlich schon die Munition ausgehen (hier), dürfte das das Ende der Kampfhandlungen beschleunigen. Und auch die Brände / Sabotageakte in RUS (s. hier) dürften weit mehr als nur eine psychologische Schwächung darstellen.
Vor diesem Hintergrund wirkt die Haltung der Unterzeichner des oben genannten offenen Briefes nicht nur naiv. Nicht-Fachleute versuchen, eine Diskussion zu dominieren, indem sie ihre Bekanntheit nutzen. Natürlich ist die Angst vor einem Atomkrieg – viele der Unterzeichner sind im Kalten Krieg groß geworden – verständlich. Und natürlich begibt sich Deutschland mit seinen konkreten Unterstützungsmaßnahmen für die UKR in einen völkerrechtlichen Grenzbereich. Aber zum einen entscheidet nur das UKR Volk über sein Schicksal und zum anderen sollten gerade wir Deutschen – nach völliger Fehleinschätzung der RUS Intentionen – alles dafür tun, diesen Fehler, der in der UKR gerade tausende an Menschenleben fordert, wieder gut zu machen. Dafür müssen wir auch Risiken eingehen. Es wird nicht das letzte Mal sein – wenn uns unsere Freiheit, Demokratie und Wohlergehen etwas wert sind.
Spruch des Tages: „Tolerance becomes a crime when applied to evil.“ – Thomas Mann
Keep Calm & Carry on
-tz
& BTW: Путин, иди на хуй!