„Success consists of going from
failure to failure without
loss of enthusiasm“
(Winston Churchill)
Irgendwie wird man das Gefühl nicht los, dass die Medienschaffenden sich entweder absprechen oder aber mit einer übergroßen Sensibilität gegenüber bestimmten Themen ausgestattet sind. Anders kann ich mir nicht erklären, dass sowohl Die Welt als auch das Handelsblatt sich am selben Tag bemüßigt fühlten, die (nach meinen Beobachtungen gar nicht vorhandene) „Kultur des Scheiterns“ einhellig zu verdammen.
Die beiden Autoren treffen mit ihren Ansichten eigentlich schon ins Schwarze. Sei es die, dass die amerikanische „Kultur des Scheiterns“ der deutschen eben nicht überlegen ist – das sie schlicht aus der Not der nicht vorhandenen sozialen Sicherung geboren ist. Oder, dass es schon an Perversion grenzt, wenn sich gescheiterte Gründer in „Fuck-up Nights“ feiern lassen. Alles gut beobachtet und richtig.
Thema ist nur: Gerade die Welt zitiert prominente Beispiele, die mit dem Scheitern kokettieren. Diese „Scheiter-Promis“ dürften aber nur ein paar Promille an den Gescheiterten ausmachen: Die Mehrzahl der Fußballer werden eben nicht zu hochbezahlten Müllers, Schweinsteigers oder Podolskis. Die meisten Musiker werden eben nicht zu Pavarottis – und die Mehrzahl der Gründer werden eben auch nicht erfolgreiche Unternehmer. Gerade letztere verschwinden nach meiner Erfahrung nach der „Pleite“ zumeist sang- und klanglos in der Versenkung. Das liegt heute wahrscheinlich weniger am sozialen Stigma der Insolvenz, als an den Folgen der persönlichen Haftung für Bankkredite, auf Schadenersatz wegen Insolvenzverschleppung, etc. Nach einer „Kultur des Scheiterns“ sieht mir das nicht aus, auch wenn einige den „Kult des Scheiterns“ feiern mögen.
Als Konsequenz aus der ihrer Ansicht nach überbordenden Kultur des Scheiterns fordern die Autoren, dass wir unsere Kinder auf die Gefahren des Lebens vorbereiten – und nicht mit einer Vollkaskomentalität ausstatten sollen. Die Aussage „Mit dem unbedingten Willen, sich durchsetzen zu wollen“ klingt für mich dann aber endgültig nach soziologischem Roll-Back hin zu „Survival of the Fittest“ aus dem „Werkzeugkasten“ neo-liberaler Denker. Milton Friedman wird es freuen.
Im 21. Jahrhundert würde ich eher eine Politik bevorzugen, die das eine tut, aber das andere nicht lässt. Zum einen sollte man die Menschen – im Sinne des oben zitierten Spruchs von Sir Winston – dazu bringen, selber durchzuhalten – denn, nach Henry Ford „gibt es mehr Leute, die kapitulieren, als solche, die scheitern.“ Zum anderen sollte man im Falle des Scheiterns (=“Pleite“) eher „enablen“ wieder auf die Füsse zu kommen, als sie – so meine Beobachtung – wirtschaftlich „auf null zu setzen“.