Das Buch „Kapitalfehler“ der Autoren Matthias Weik und Marc Friedrich knüpft an ihre vorherigen Bücher „Der größte Raubzug der Geschichte“ und „Der Crash ist die Lösung“ an, löst sich aber von der Betrachtung der Finanzkrisen und versucht sich an einer tieferen Analyse der derzeit aktuellen wirtschaftlichen Zusammenhänge.
Um es vorwegzunehmen das Buch ist – obwohl populärwissenschaftlich geschrieben – schwere Kost. Und dennoch zu empfehlen. Denn zum einen gibt einem das Buch ein gute Zusammenfassung der aktuellen Lage und erste Gedanken Richtung Lösung. Die – einfach gehaltenen – Erklärungen zur Nationalökonomie, Neoliberalismus und Ordoliberalismus machen darüber hinaus auch Lust auf mehr.
Die Autoren schaffen es, Kondratjew, Minsky und andere nicht nur zu nennen, sondern ihre Ideen so miteinander zu verknüpfen, dass sie eine zusammenhängende Erklärung der heutigen Verhältnisse zumindest bereit halten könnten (Wissen wird man es erst im Nachinein).
Das Buch zeichnet sich durch etliche Beispiele aus, die den schweren Stoff leichter verdaulich gestalten. Beispielhaft sei hier genannt die sog. „Erdbeerjoghurt-Studie“ von Stefanie Böge, die bereits für das Jahr 1992! nachwies, dass sämtliche Vorprodukte, aus denen schließlich ein Erdbeerjoghurt-Becher mitsamt Inhalt besteht, 9115 km unterwegs sind. Die Ergebnisse der Studie dürften auch heute noch gelten, wenn man der Süddeutschen glauben darf, die es aber nicht mal für erforderlich hält, die Autorin der originären Studie zu benennen. An diesem Beispiel machen die Autoren den Irrsinn der Konzentration im Lebensmittelbereich schon sehr deutlich.
In seinem populärwisschenschaftlichen Stil reiht sich „Kapitalfehler“ in eine mittlerweile recht ansehnliche Liste von Büchern über die gegenwärtige Finanzkrise und ihre Lösungsmöglichkeiten ein. Zu nennen wären hier z.B. Dirk Müllers „Showdown“ oder Florian Homms „Endspiel„. Ich mag mich erinnern, dass zu Zeiten, als Europa als noch als „kranker Mann Europas“ galt, vergleichbare Bücher den Markt überschwemmten (Nolte, „Riskante Moderne“ oder Christoph Keese, „Rettet den Kapitalismus„, um nur zwei zu nennen). So eine Zeit haben wir jetzt wieder – hoffen wir also, dass durch diese Bücher die Diskussion um eine „bessere“ Finanz- und Wirtschaftsordnung angetrieben wird.
Das Buch hat aus meiner Sicht drei Schwächen: 1. Schlechter Titel, 2. Zu viele Druckfehler und zu wenig Fußnoten und 3. Etwas zu konfuse Struktur. Dafür gibt es leichte Abzüge, aber sonst, alles in allem eine Empfehlung.