Doomsday-Szenarien

By: bayasaa
By: bayasaa

Ende Februar hatte ich an dieser Stelle mal ein politisches Szenario gepostet, welches ich aus verschiedenen Diskussionen mit Freunden und Geschäftspartnern als „worst case“ herausdistelliert hatte. Nachdem die wirtschaftliche Situation aber scheinbar auch nicht vom Fleck kommt, nachfolgend mal das dazu „passende“ volkswirtschaftliche Szenario.

  1. Das aktuelle Bild der deutschen und europäischen Wirtschaft ist (scheinbar) uneinheitlich: Während die Arbeitslosenzahlen in Deutschland untypischerweise im Februar 2016 zurückgingen, brachen die deutschen Exporte im Jan/Feb 2016 ein. Dagegen wächst die Industrieproduktion in der Eurozone noch (während sie in Deutschland scheinbar schon zurückgeht). Die meisten Indikatoren deuten aber einheitlich auf einen Rückgang des Welthandels hin, z. B. der Rückgang der Exporte aus China um 25%. Ich gehe deswegen davon aus, dass sich große Teile der Weltwirtschaft entweder schon in einer Rezession befinden oder diese bevorsteht.
  1. Kurzfristig (nächste 3 – 8 Monate) sehen wir wahrscheinlich den „Abschluss“ des Aufblasens der Mutter aller Asset-Blasen – bzw. schon deren Platzen. So dürfte ein Teil des Börsenhochs durch die verstärkten Aktienrückkäufe nicht nur US-amerikanischer Gesellschaften geschuldet sein – die sich dadurch aber erheblich verschulden. Bei einem generellen Abschwung der Wirtschaft wird dieser Hebel erneut zu einer Verstärkung der Krise in den USA führen. Deutsche Unternehmen dagegen haben (im Vergleich zur vorigen Krise) eine hohe Eigenkapitalquote und horten Cash – sie dürften damit zumindest durch den ersten Teil des Crashs noch relativ gut kommen.
  1. Um den Crash in der Eurozone zu verhindern, wird die EZB dazu übergehen, alles an Unternehmensanleihen aufzukaufen, die nicht bei eins auf den Bäumen sind (passender Kommentar von Dirk Müller: „der Draghi kauft auch Verbriefungen auf rostige Fahrräder“). Danach wird die EZB dann auch direkt UnternehmensANTEILE kaufen. In der Endstufe sind dann OMF-Transaktionen zu erwarten, sprich, Italien und andere Staaten werden direkt von der EZB finanziert werden. Diese Entwicklung wird derzeit von China vorgelebt, das die Unternehmen entweder über riesige Debt-Equity-Swaps oder Verbriefungen von NPL’s entschulden will.
  1. Mittelfristig gehe ich dann von einem Stagflations-Szenario aus. In Brasilien (das auf Grund seines geringeren Entwicklungsgrades wohl weniger „Speck“ hat, so dass die Entwicklungen beschleunigt ablaufen) läuft schon ein solches stagflatorisches Szenario ab. Auch wenn zu berücksichtigen ist, dass die Zinserhöhungen der brasilianischen Notenbank in den letzten Monaten dieses Szenario befeuert haben, so haben auch andere Faktoren zu dieser Entwicklung beigetragen – die ich auch für die Eurozone nicht ausschließen würde. Demgegenüber schätze ich die Chancen einer ähnlichen Entwicklung, wie in Japan (also Stag-deflation trotz zwischenzeitlichem Hoch) bereits mittelfristig nicht als realistisch ein – die deflationäre Entwicklung in Japan war nur möglich, solange die Weltwirtschaft wuchs – sobald sie nicht mehr wächst, dürfte diese Modell nicht mehr „funktionieren“.
  1. Diese Szenario-Darstellung basiert auf einer „normalen“ wirtschaftlichen Entwicklung ohne zusätzliche Schocks („Black Swan“). Einige Research-Institute versuchen, solche Schock-Elemente ebenfalls zu prognostizieren, so etwa warnt die „The Economist Intelligence Unit“ z. B. vor einer Wahl von Donald Trump als US-Präsident. Angesichts der kürzlichen Warnung vor einem Liquiditätsengpass bei der Deutschen Bank im Februar ist eine Pleite der größten deutschen Bank nicht mehr undenkbar. Solch ein Vorkommnis würde, wie z.B. auch kriegerische Szenarien, etwa in Syrien, der Ukraine oder dem südchinesischen Meer, die unter 1-4 genannten Szenarien mit großer Wahrscheinlichkeit beschleunigen.

Ein Gedanke zu „Doomsday-Szenarien“

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