So, nach einem Hitzeschlag-bedingten Aussetzer gestern nehme ich heute mein Kriegstagebuch wieder auf:
Lage: https://twitter.com/DefenceHQ/status/1542382495735463936 (Lage)
https://www.understandingwar.org/backgrounder/russian-offensive-campaign-assessment-june-29
Neben den Meldungen über die anhaltenden Gefechte im Osten der UKR („Im Osten nichts neues“) sticht heute die Meldung über die Räumung der Schlangeninsel durch RUS Truppen besonders hervor. Denn die Räumung dürfte entgegen den Meldungen des RUS Generalstabs eben nicht eine „Geste des guten Willens“ sein, sondern der Tatsache geschuldet, dass die UKR Kräfte – wohl auch mit Hilfe westlicher Artilleriesysteme – die Insel seit Tagen unter Dauerfeuer hielten.
Ryan: https://amp-abc-net-au.cdn.ampproject.org/c/s/amp.abc.net.au/article/101186976
Ex-AUS-General Ryan (s. schon hier) setzt die derzeitige Gefechtslage mal in den Kontext. LESEN!
Snyder: https://zeitung.faz.net/fas/politik/2022-06-26/5baf232844935797f7e62d9997718283/?GEPC=s9&fbclid=IwAR2Qp0WepXHqu0DuIdAvy01fxFeisXFb-qIuOLJkbI56iN5kMzsrzEFdkGc (deutsch)
In einem sehr lesenswerten Kommentar setzt sich Herr Snyder (s. schon hier) mit den Argumenten von Herrn Habermas (hier, leider hinter Paywall) auseinander.
BdL: Während General Ryan die Realität des gegenwärtigen Krieges gut einordnet, zeigen Unterzeichner eines neuerlichen deutschen Appells zu einer „diplomatischen Großoffensive“ (hier), dass sie entweder nichts verstanden haben oder es einfach nicht verstehen wollen: Mit Herrn Putin kann es nur aus einer Position der Stärke heraus Verhandlungen geben. Auf intellektueller Ebene zerlegt Herr Snyder in diesem Sinne zu Recht Herrn Habermas und zeigt die Fehlgeleitetheit des deutschen Diskurses auf. Dass man sich aber noch besinnen kann, zeigen sechzehn Autoren, die sich aktuell von „Konkret“ distanzieren (hier).
Der Kontrast zwischen der Räumung der Schlangeninsel – mutmaßlich auch durch den Beschuss mit westlicher Artillerie erzwungen – und der Lage an der Ostfront der Ukraine machen deutlich, wie sich eine Position der Stärke auswirken kann. Die RUS Truppen werden sich von Positionen, in denen ihnen die Vernichtung droht, zurückziehen. Wenn sie aber – wie im Osten – trotz großer Verluste vorrücken können, werden sie das tun. Erst wenn den RUS Truppen auch im Osten die Vernichtung droht und sie beginnen, sich von UKR Territorium zurückzuziehen, dann wird man überhaupt erst an Verhandlungen denken können, die nicht in einem Diktatfrieden enden.
Solange wird man damit leben müssen, dass der Krieg in dem Rahmen verläuft, in dem er gerade verläuft: Sprich, die UKR wird Land hergeben, wenn es muss und den RUS Kräften einen Abnutzungskrieg liefern. Das kann noch Monate dauern – und wir müssen das aushalten (lernen).
Spruch des Tages: „Selbst die größte Unsicherheit ist nicht so gefährlich, wie falsche Sicherheit“ – Andreas Tenzer
Keep Calm & Carry on
-tz
& BTW: Путин, иди на хуй!