Schweden und Finnland haben offiziell ihren Beitrittsantrag für die Nato eingereicht (hier) – und die Schweiz (hier) und Österreich (hier) diskutieren einen ähnlichen Schritt zumindest. Herr Putin ist echt ein Meister-Stratege. Aber nicht an dieser „Front“, denn scheinbar mischt er sich auch gleich in die taktischen militärischen Entscheidungen ein (hier). Hat ein gewisser Herr Hitler auch ab 1942 getan, der Ausgang ist bekannt (und deutet sich gleich wieder an, s. unten).
Lage: https://twitter.com/DefenceHQ/status/1526787550949548034
https://www.understandingwar.org/backgrounder/russian-offensive-campaign-assessment-may-17
Die Hintergründe zur aktuellen Situation der Kämpfer, die sich im Azow-Stahlwerk in Mariupol ergeben haben, beschäftigen die Analysten. Zum einen haben die ausharrenden UKR Kämpfer RUS Truppen gebunden – die aber wohl eher aus tschetschenischen Paramilitärs bestanden, was als Zeichen der personellen Schwäche des RUS Militärs gedeutet wird. Für einen Überblick habe ich das Interview mit Carlo Marsala bei n-tv verlinkt. Wenn Sie nichts lesen, lesen Sie das. Auf den Punkt. Aber auch die kritische Analyse der Lage der UKR im Focus ist erhellend, weicht sie doch mal von der allgemeinen Hurra-Stimmung ab. Für mein Empfinden haben nämlich gerade einige westliche Analysten einen Schluck zu viel aus der Optimismus-Pulle genommen.
RUS Verluste: https://www.welt.de/politik/ausland/article238797869/Ukraine-News-Wenn-es-stimmt-ist-das-ein-Weltrekord-bei-Verlusten.html
https://www.n-tv.de/politik/Putins-Einmischung-soll-Misserfolge-befeuern-article23336771.html
Möglicherweise haben die hohen Verluste Herrn Putin dazu bewogen, selber kriegsentscheidend tätig zu werden. Und vielleicht haben gerade diese Entscheidungen dann zu noch höheren Verlusten geführt.
Hatte neulich eine Diskussion mit Schatzi über einen ähnlichen Punkt, wie der im Kommentar von Herrn Auth in der Berliner Zeitung diskuterte (Chinas Repression der Bevölkerung (bezogen auf die Arte-Doku hier „gegen“ „Social-Credit“-System in der EU (s. nur hier)). Die Frage bei beiden Ansätzen ist halt, ob es nicht Whataboutism ist.
Denn nur, weil VORHER Fehler gemacht wurden, heißt es nicht, dass man in einer anderen Situation nicht richtig agieren kann. Und die Opfer (sprich das UKR Volk) kann nichts dafür, wenn der Helfer (der Westen) in anderen Situationen nicht ethisch korrekt gehandelt hat (woran ich spätestens seit den Vorfällen in Abu Ghraib tatsächlich keine Zweifel mehr habe).
Mithin ist das Aufzeigen vorheriger Fehltritte des Westens richtig und wichtig, führt aber nicht dazu, dass eine Unterstützung der UKR deswegen ethisch verwerflich wäre. Wer so denkt, sollte sich einmal Schindlers Liste zu Gemüte führen. Herr Schindler war kein Unschuldslamm, aber im entscheidenden Moment tat er – unter Einsatz seines Lebens – das richtige. Auch ist das Argument der „berechtigten Sicherheitsinteressen RUS“ so weit verbreitet, wie falsch – gerade in Deutschland. Denn alle Sicherheitsinteressen enden beim Selbstbestimmungsrecht eines anderen Volkes.
Gleichwohl sollte man natürlich die Lehren aus den Verfehlungen des Westens ziehen. Auch und insbesondere die USA dürfen nicht über dem Recht stehen. Dementsprechend muss die EU dafür sorgen, dass auch die USA sich vor Welt-Tribunalen verantworten müssen. Dazu muss man aber erst mal in der Lage sein…
BdL: „Hochmut kommt vor dem Fall“ – diese Binsenweisheit passt auf den heutigen Tagebuch-Eintrag wie die Faust aufs Auge: Weder ist die UKR militärisch „durch“, sprich ein Sieg der UKR, was immer der dann ist, ist noch in weiter Ferne. Vor diesem Hintergrund sollte man alle Meldungen über RUS Verluste und Fehler immer in Relation setzen. Vielleicht kann sich die RUS Armee die Verluste nämlich durchaus „leisten“, einfach, weil es den Krieg länger „aushalten“ kann, als der Westen. Dann wäre eine tatsächliche Einmischung Putins in militärische Angelegenheiten nur eine Anekdote und kein Grund für den verlorenen Krieg.
„Der Westen“ hat aber auch keinen Grund, sich ob seiner Hilfe moralinsauer auf die Schulter zu klopfen, weil er jetzt ausnahmsweise in der UKR vieles richtig macht (die Deutschen lasse ich mal außen vor). Denn der Westen hat im Zweifel auch einiges falsch gemacht, so dass dieser Konflikt erst so dermaßen eskalieren konnte. Der Westen betreibt gerade nur Schadensbegrenzung.
Hoffen wir, dass er für den nächsten Konflikt (China?) aus seinen Fehlern lernt – aber das ist das Thema für Morgen.
Spruch des Tages: „Americans can always be trusted to do the right thing, once all other possibilities have been exhausted.” – Winston Churchill
Ja, ja, ich weiß, viel Churchill dieser Tage, aber er passt halt wirklich gut….
Keep Calm & Carry on
-tz
& BTW: Путин, иди на хуй!