Morning Briefing – 28. September 2017 // Herbstgutachten // Reichtum // Zahltag

Morning

Guten Morgen,

Erwartungsgemäß regiert Frau Merkel schon mal durch: Herr Schäuble wird Bundestagspräsident und Herr Kauder Fraktionschef – allerdings mit internem Zoff, derweil haut Frau Nahles ab jetzt auf die Fresse (nein, dass war nicht meine Formulierung). Der Komödienstadl dreht sich also wie gewohnt.

Derweil steht es um die Deutschen und ihre Wirtschaft (trotz des Rückgangs beim IFO-Index, hier) scheinbar gar nicht so übel:

Herbstgutachten: https://www.welt.de/wirtschaft/article169077176/Weder-Trump-noch-Brexit-koennen-Deutschlands-Aufschwung-stoppen.html

Heute wird das Herbstgutachten des Sachverständigenrates zur Begutachtung der wirtschaftlichen Entwicklung (im Volksmund „Die Wirtschaftsweisen“) vorgelegt. Die Welt hat schon mal reinschauen dürfen – und danach wächst Deutschland in diesem Jahr um 1,9% und im nächsten um 2,0%.

Die sog „Wirtschaftsweisen“ lagen seit 2001 allerdings mit ihren Schätzungen häufiger daneben, als richtig (hier). Insbesondere hatten die Wirtschaftsweisen die letzte Finanzkrise überhaupt nicht vorausgesehen. Auch dieses Jahr müssen Sie ihre Prognose wohl wieder korrigieren – allerdings nur im Nachkommabereich und nach oben.

Die Frage ist aber, woher die plötzliche Genauigkeit kommt. Man sollte nämlich nicht vergessen, dass die EZB den Euroraum seit der Finanzkrise mit Geld geflutet hat und im Rahmen des europäischen „Quantitative Easing“ Anleihen – von Staaten und Unternehmen – in Höhe von Euro 2 BILLIONEN „aus dem Markt genommen“ hat.

Auch sollte man nicht übersehen, dass der Target-2-Saldo zugunsten Deutschlands bei der EZB zum 31. August 2017 Euro 852 MILLIARDEN betrug. Im Endeffekt finanziert Deutschland seinen Export also durch Kredite (zumindest bezogen auf den Euro-Raum) immer noch selbst (auch wenn das Saldo in den letzten zwei Monaten um Euro 7,5 Mrd. geschrumpft ist).

Wie schon häufig bemängelt, sind derzeit die Risiken aus dem Markt „genommen“ und die wirtschaftliche Entwicklung wird durch die Politik der Zentralbanken maßgeblich gesteuert – zum Preis einer stetig höheren Verschuldung. Insgesamt erinnert dieser Zustand eher an die DDR-Planwirtschaft („Zentralbanken“) denn an eine soziale „Marktwirtschaft“.

Wenn das Herbstgutachten dann heute um 11:00 Uhr vorgelegt wird, dann sollte man diese Gedanken bei der Lektüre im Hinterkopf haben – und wie die Ökonomen die weltpolitischen Risiken eingepreist haben.

Reichtum: http://www.handelsblatt.com/video/unternehmen/weltweiter-reichtumsvergleich-2017-nur-platz-18-warum-reich-sein-in-deutschland-anders-ist/20384512.html

Wir sind nicht Reichtumsweltmeister!

Zahltag: Es verwundert doch sehr, dass die sonst so agilen Medien, die folgenden Nachrichten erst alle NACH der Wahl bringen: http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/gutverdiener-muessen-hoehere-sozialabgaben-zahlen-a-1170155.html

Da werden durch die Hintertür die Sozialbeiträge erhöht – rein turnsumäßig, versteht sich….

Rente mit 72?: http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/die-verschwiegenen-baustellen-der-rentenpolitik-kommt-nun-die-rente-mit-72/20385214.html

Gesundheitssystem vor dem Kollaps?: http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/gesundheitssystem-deutschland-viele-reformen-wenig-wirkung-a-1170134.html

Diese Nachrichten wären VOR der Wahl alle wichtig gewesen, aber nun ja, es gab für die Medien da ja andere wichtige „Stories“….

Historisch:

1969: Nach der Wahl zum 6. Deutschen Bundestag verständigen sich SPD und FDP auf eine sozialliberale Koalition mit Willy Brandt als Bundeskanzler. Die CDU/CSU erhält zwar erneut die meisten Wählerstimmen, muss jedoch erstmals in die Opposition (Aus <https://de.wikipedia.org/wiki/28._September> )

Ich wünsche wie immer einen guten Start in den Tag!

Viele Grüsse,

-tz

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