Monte dei Paschi – wieder nichts gelernt

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Nachdem Premier Renzi in Italien mit seinem Referendum zur Verfassungsreform am Wochenende gescheitert ist, geht jetzt alles ganz schnell: Mehrere Medien melden, dass die italienische Regierung die drittgrößte Bank des Landes – Monte dei Paschi di Siena (MPS) umgehend verstaatlichen will (ntv, zerohedge).

Damit würde die italienische Regierung erneut genau das wieder tun, was eigentlich nach den Erfahrungen der letzten Finanzkrise ausgeschlossen sein sollte: Den Steuerzahler für die Verluste von Banken haften zu lassen.

Natürlich dementiert die italienische Regierung, dass sie beim europäischen Rettungsschirm ESM bezüglich eines Rettungskredites nachgefragt habe. Allerdings gibt es aus Insiderkreisen schon detaillierte Stellungnahmen dazu, wie die Rettung ablaufen soll (s. auch hier). Die Aktienkurse europäischer Banken sprechen dementsprechend auch schon seit gestern eine andere Sprache: Sie steigen rasant. Das spricht für die Belastbarkeit der genannten Insiderinformationen.

So ist der Aktienkurs von MPS gestern um 7,6% auf über 20 Euro gestiegen. Die Aktie der Commerzbank „explodierte“ von 6,60 Euro zum Handelsstart am Dienstag auf 7,33 Euro am heutigen Morgen. Aber auch der Kurs der Deutschen Bank sprang gestern um acht Prozent (!) auf 16,90 Euro. Wenn man diese Zahlen sieht, weiß man, was die Glocken geschlagen haben – Weihnachten für die Banken! Denn, einen eigenständigen „Narrativ“ (wie man heute so schön neu-deutsch für „Story“ sagt) hat gerade die Deutsche Bank für den Kursanstieg nicht zu bieten – im Gegenteil: Noch am Montag meldete das Handelsblatt, dass Investoren große Summen aus dem Bereich Indexfonds bei der Deutschen Bank abziehen würden.

Wenn trotz derartiger Negativmeldungen der Aktienkurs in die Höhe schießt, dann darf man getrost davon ausgehen, dass der Abzug von Kundengeldern keine gravierenden Konsequenzen haben wird – wie auch andere Verfehlungen der Bank nicht. Es wird nunmehr schlicht auf ein (erneutes) Eingreifen staatlicher Institutionen spekuliert – frei nach dem Motto, wenn man schon so eine kleine Bank wie MPS nicht seinem Schicksal überlässt, dann wohl erst recht nicht die großen Institute.

Und da sind wir dann wieder an dem Punkt, an dem wir am 15. September 2008 gestanden haben (für die Jüngeren unter uns: An dem Tag ist Lehman pleite gegangen): Sollen Banken den Konsequenzen ihres eigenen Handelns tragen, sprich in die Insolvenz fallen, wenn sie sich verspekuliert haben? Die Antwort der Politik scheint mal wieder „Nein“ zu sein. Damit ist der Steuerzahler wieder der „lender of last res(s)ort“ für die Bankenlandschaft. So langsam habe ich bei meinen Kindern eher den Eindruck, dass sie aus ihren Fehlern lernen…

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