Geldwäsche – oder: wie die Medien NICHT in die Tiefe gehen…

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Die „Welt“ schreibt ja ab und an sehr gute Wirtschaftsartikel. Auch über den Londoner Immobilienmarkt. So konnte man in einem Artikel vom 28. Mai 2015 (hier) über den volkswirtschaftlichen Schaden lesen, der durch die hohen Immobilienpreise in der britischen Metropole eintreten würde. In einem anderen Artikel vom 21. November 2015 (hier) wurde dargestellt, wie der Londoner (Immobilien-)markt Kriminellen als „Waschmaschine“ für Schwarzgeld dient (da ist die Welt nicht alleine, s. nur BrandEins, Ausgabe April/2015, hier). Bereits in einem Artikel am 27. Juni 2012 hat die Welt zudem an einem russischen Beispiel fast mustergültig aufgezeigt, wie das Schwarzgeld „entsteht“ (hier).

Was mich immer wieder erstaunt, ist, dass die Journalisten (die Welt steht damit nicht alleine da!) scheinbar ihre eigenen Archive nicht durchforsten und auf eigene Artikel verlinken – das würde zu einer ungleich tieferen Analyse führen. Aber: So komme ich dann dazu, ein paar wohlfeile Worte zu verlieren:

Aus der Gesamtschau der Artikel wird deutlich, dass sich der Schaden durch Wirtschaftskriminalität mehrfach auswirkt: zum einen bei der Begehung der Straftat (also hier in Russland) und dann bei der Geldwäsche (also hier London). Geschädigte sind damit die russischen und die Londoner Bürger – sie müssten also ein erhöhtes Interesse an der Verhinderung derartiger Straftaten haben. Nachdem gerade die Londoner Behörden angesichts der explodierenden Immobilienpreise jahrelang eher apathisch (oder bewusst ignorant?) wirkten, scheinen sie nunmehr zumindet indirekt den Markt beschneiden zu wollen. So haben sie das Minimuminvestment für Investoren, die eine Aufenthaltserlaubnis in London anstreben auf zwei Millionen Pfund verdoppelt – mit der Folge, dass die Anträge im letzten Jahr um 84% einbrachen, wie Zerohedge berichtet. Dieser Umstand, wie auch der generelle wirtschaftliche Einbruch gerade im Rohstoffsektor scheinen viele der sonst so umtriebigen ausländischen Investoren abgehalten haben – so dass die Kosten für Luxusimmobilien (Kaufpreis über GBP 10 Mio.) um ein Drittel (!) einbrachen. Das nenne ich mal „Austrocknen eines Marktes“…

Zum anderen sollte man sich – gerade in einer Stadt wie Berlin – doch die Frage stellen, ob der überproportionale Anstieg der Immobilienpreise in den letzten Jahren nicht vielleicht doch (auch) auf erhöhte Geldwäscheaktivitäten zurückgehen. Bislang wird das Thema weniger beleuchtet, sondern eher unter nur dem Gesichtspunkt der Gentrifizierung betrachtet, wie etwa im Tagesspiegel.

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